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Universitätsbibliothek
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Geschichte der Universitätsbibliothek

Sowohl bei der ersten, kurzlebigen Gründung der Universität Würzburg im Jahre 1402 als auch bei ihrer Wiederbegründung durch Fürstbischof Julius Echter (1582) gab es keine Universitätsbibliothek als zentrale Einrichtung. Eine solche wurde erst unter seinem Nachfolger Gottfried von Aschhausen 1619 ins Leben gerufen.

Diese "Bibliotheca Academica Godefridiana" war bis 1981 im Renaissancegebäude der Alten Universität in der Domerschulstraße untergebracht. Der Bestand wuchs durch Ankauf privater Büchersammlungen des Augsburger Domherrn Johann Georg von Werdenstein, des Würzburger Domvikars Paul Wenger und des Augsburger Bürgers Johann Baptist Welser rasch an.

Der Dreißigjährige Krieg bedeutete einen schweren Rückschlag, der erst durch die umsichtige Erwerbungspolitik des Bischofs Johann Philipp von Greiffenclau (1699-1719) wettgemacht werden konnte.

Johann Philipp von Greiffenclau förderte die Bibliothek aus eigenem Besitz, erwarb für sie aber auch die privaten Sammlungen Johann Salentin Faust von Stromberg und Wolfgang Fabricius.

Schließlich fielen die Bücherei des Würzburger Jesuitenkollegs nach Auflösung des Ordens (1773) und die Privatbibliothek des aufklärerisch gesinnten Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal an die Universitätsbibliothek.

Durch die Enteignung kirchlichen Besitzes als Entschädigung für verlorene weltliche Herrschaften, die sogenannte Säkularisation, strömte aus dem Gebiet des ehemaligen geistlichen Fürstentums Würzburg seit 1803 eine wahre Bücherflut in der Domerschulstraße zusammen, darunter wertvolle Handschriften und Inkunabeln.

Diese Werke kamen u. a. aus den aufgelösten Sammlungen der Dombibliothek, der Kollegiatsstifte Haug und Neumünster, der Benediktinerabteien St. Stephan und St. Jakob (Schottenkloster). Dazu kamen Bestände zahlreicher säkularisierter Klöster von außerhalb der Stadt, zum Beispiel des Benediktinerklosters Münsterschwarzach, der Zisterzienserabteien Ebrach, Bildhausen und Bronnbach und der Kartausen Grünau, Astheim, Ilmbach und Tückelhausen.

Die Integration der gewaltigen Bestände gelang nur zu einem kleinen Teil. Nur circa 10.000 Bände wurden eingegliedert, der Rest wurde in Dublettensammlungen gehortet oder gleich veräußert. 1806 war der Gesamtbestand auf 25.500 Bände angewachsen.

Der räumlichen Enge konnte man durch einen inneruniversitären Raumtausch begegnen: Die Universität zog 1896 in ihren repräsentativen Neubau am Sanderring, die Bibliothek richtete sich im alten Bau in der Domerschulstraße neu ein.

1907 war der Bestand auf 370.000 Bände angewachsen. Eine langsame und stetige Erweiterung vollzog sich auch noch in den Jahren des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik. Bei der letzten Zählung vor der Zerstörung Würzburgs stellte man 462.000 Bände fest.

Am 16. März 1945 wurde ein Großteil der Stadt Würzburg bei einem Bombenangriff zerstört, darunter die Universitätsbibliothek, deren Gebäude völlig ausbrannte und deren Bestände, soweit nicht vorher ausgelagert, zu 80% vernichtet wurden.

Dieser größten Katastrophe in der Geschichte der Bibliothek folgte eine Epoche des mühevollen Wiederaufbaus, was das Gebäude, aber auch die Ergänzung und Erweiterung der Buchbestände anging. Erst 1957 war die Wiederherstellung der Räume im bescheidenen Rahmen abgeschlossen: es gab einen Lesesaal mit 80 Arbeitsplätzen, einen Handschriften- und Zeitschriftenlesesaal.

Der sprunghafte Anstieg der Studierendenzahlen, der Benutzung und der neuerworbenen Literatur machte einen Neubau für die Zentralbibliothek notwendig. Am 15. Juli 1981 wurde der Neubau der Zentralbibliothek auf dem Campus-Gelände Am Hubland eröffnet.

Die Architektur der von Alexander Freiherr von Branca geplanten weitflächigen Anlage überzeugt damals wie heute in ihrer weitsichtigen Konzeption und klaren Funktionalität einer Freihandbibliothek. Die zukunftsweisende Innenarchitektur des am 21. März 2011 91-jährig Verstorbenen erlaubt bis heute ihre flexible und sinnvolle Nutzung, die sowohl dem bibliothekstechnischen Fortschritt wie auch den gegenüber der Planung inzwischen auf das Doppelte gestiegenen Studierendenzahlen in Würzburg noch immer gerecht wird.

Die seit 1981 gerade in den letzten Jahren enorm gewachsene Akzeptanz des Gebäudes durch seine Nutzerinnen und Nutzer ist ein klares Zeugnis für von Brancas architektonische Weitsicht, die Bibliothek als Raum zu konzipieren, der für einen geistigen Gehalt steht und ihr gute Bedingungen zu geben, die auch Jahre später gewandelte Funktionen wie die einer "Bibliothek als Lernort" im heutigen Sinne zu erfüllen.

Die Bibliothek ist inzwischen ein zentrales Dienstleistungsunternehmen der Universität. Sie ist für ihre Angehörigen, aber selbstverständlich auch für Interessierte aus der Region an mehr als 340 Tagen im Jahr geöffnet.

Der heutige Bestand der Universitätsbibliothek (Zentralbibliothek mit allen Fakultäts-, Instituts- und Klinikbibliotheken) umfasst mehr als 3,6 Millionen Medieneinheiten aus mehr als zwei Jahrtausenden, vom Sosylos-Papyrus aus dem Ägypten des 2. vorchristlichen Jahrhunderts über 2257 mittelalterliche Handschriften, 2949 frühneuzeitliche Inkunabeln und circa 8000 aktuelle Zeitschriften bis hin zur Multimedia-DVD unserer Tage.

Nun steht die Modernisierung des Gebäudes an, um das Haus für die Nutzung der kommenden Jahrzehnte fit zu halten.