Würzburger Lügensteine. Fake News im 18. Jahrhundert?
Im Jahr 1726 veröffentlichte der Würzburger Arzt und Professor Johann Bartholomäus Adam Beringer sein Werk „Lithographia Wirceburgensis“, in dem er die damals bekannten Theorien der Fossilienkunde skizzierte. Beringer fügte seiner Publikation Kupferstichtafeln von Figurensteinen bei, die ihm zufolge 1725 bei Eibelstadt gefunden und ihm überbracht worden waren. Darauf abgebildet waren Insekten, Frösche, Pflanzen, Vögel, Sonnen und sogar hebräische und arabische Schriftzeichen.
Der von Beringer als aufsehenerregende Entdeckung angekündigte Fund entwickelte sich zu einem handfesten, weit über Würzburgs Grenzen hinausreichenden wissenschaftlichen Skandal, denn die angeblichen Fossilien entpuppten sich als Fälschungen. Sie wurden fortan auch als „Würzburger Lügensteine“ bezeichnet.
Bis heute ist vieles an der Geschichte noch immer ungeklärt: Wer steckte hinter den Fälschungen? War es nur ein Dummer-Jungen- Streich oder eine gezielte Intrige, um der wissenschaftlichen Reputation Professor Beringers zu schaden? Der genauere Blick auf die damaligen Ereignisse zeigt, dass es in der Lügenstein-Affäre um mehr geht als um einen tragikomischen „Universitäts-Krimi“ mit Lokalkolorit: Unvereinbare Ansichten und Charaktere treffen aufeinander, in denen traditionelle, dem spätmittelalterlichen Weltbild verhaftete Deutungsmuster mit neuzeitlichen, empirisch ausgerichteten kollidieren. Eine spektakuläre Auseinandersetzung um Fakt und Fake, Glaube und Wissen, nimmt ihren Lauf!